Der Brauchtumsausflug – Auf den Spuren der „Säger“
Am 04.06.2016 machten sich insgesamt 18 Vereinsmitglieder auf den Weg in das Oberland nach Lenggries, um ein Wochenende voller Kultur, Sport, Spaß und Natur zu erleben.
Als erste Station besuchte die Gruppe noch einen der letzten freistehenden Kalköfen. Jeder konnte sich vorstellen, dass es harte Arbeit war, den Kitt zwischen den Steinen zum Bauen von Burgen und Gebäuden beispielsweise in München zu gewinnen. Während des Brennvorganges herrschte eine Hitze von mehr als 1000 Grad. Ein Brand dauerte zwischen 3 und 5 Tagen. Die Regulierung der Luftzufuhr und das Nachlegen von Brennholz (ca. 50 Ster) mussten rund um die Uhr erfolgen.
Weiter wanderte die Gruppe auf den Spuren der Flößerei und besuchte auf dem Weg zum Heimatmuseum die Pfarrkirche St. Jakob. Größte Faszination löste eine Fahne aus, welche an einem 15 m langen Fahnenmast befestigt war und jedem ein Fragezeichen auf den Kopf zauberte. Grund dafür war die Zeit als es noch keine Handys gab. Es wurde nämlich bei Prozessionen außerhalb der Kirche, dem Läuterer mit der Fahne signalisiert, dass er läuten sollte. Heute würde man wahrscheinlich einfach anrufen…
Nach kurzen Weg erreichte die geschichtlich interessierte Gruppe das Heimatmuseum mit der Sonderausstellung – Flößerei auf der oberen Isar. Dazu vielleicht noch ein paar sogenannte „Hart facts“ zur Flößerei (werden an der nächsten Mitgliederversammlung abgefragt!):
- Erstmals geschichtlich erwähnt im Jahre 1347
- Ein Floss wiegt etwa 20 Tonnen
- Es war lange Zeit der schnellste Weg nach München oder gar nach Wien
- Bis zu 12 000 Flöße transportierten jährlich das Baumaterial (z.B. Holz, Steine, Kalk) nach München, Nürnberg und Landshut im 12/13. Jahrhundert
- Auch die Frage, „Wie hält man ein Floss an?“ wurde geklärt, bei Interesse bitte Rückfragen an christian@schefbauer.de. Hoffe er hat aufgepasst!
Nach einen extrem anstrengenden Vormittag, mussten die Wasserreserven (bei manchen auch Bierreserven) wieder aufgefrischt werden, um den langen und beschwerlichen Aufstieg auf die Lenggrieser Hütte zu meistern. Dies wurde beim Mittagessen bewerkstelligt und auch für die Kleinen war gesorgt. Ein kompletter Fuhrpark an Kettcars, Bobby Cars, etc. stand zur Verfügung.
Gut gestärkt machte sich dann die Gruppe mit ihrem Anführer an den Aufstieg zur Lenggieser Hütte. Die 1949/50 erbaute Hütte liegt auf 1.338 m am Südrand eines wunderschönen Kessels direkt westlich des Seekarkreuzes. Unterwegs wurde natürlich reichlich gedopt, die Kleinen wurden mit Süßigkeiten bestochen, die Großen mit …
Endlich geschafft! Nach 2.5 – 4 Stunden wurde die Hütte erreicht. Wer welche Zeit gebraucht hatte, konnte leider nicht mehr in Erfahrung gebracht werden.
Dort angekommen sicherte sich jeder sein Bett, die Aufteilung war im ersten Augenblick willkürlich, stellt sich aber später als Erfolgsfaktor für einen geruhsamen Schlaf heraus. Aber dazu später noch mehr.
Nach einem Abendessen, wurde bis tief in die Nacht zusammengesessen, philosophiert und Gesellschaftsspiele mit Klein und Groß gespielt, und natürlich auch das ein oder andere Bier vernichtet (viele entdeckten ihre Liebe für Reutberger Bier).
Ein gleichzeitig stattfindender Junggesellenabschied, blieb nicht unentdeckt.
Nun zum Schlafen. Aufgeteilt auf mehrere Zimmer, versuchte jeder (es gingen nicht alle gleichzeitig ins Bett) seinen Schlaf zu finden.
Ein Zimmer, in welchen ich (ich möchte anonym bleiben) zugeteilt war, befanden sich zwei „Holzsäger“, welche sich gegenseitig zu Höchstleistungen antrieben. Es wurde der erste Wald abgesägt, dann folgte der Nächste und auch bis in die frühen Morgenstunden wurde nicht aufgegeben – eine unglaubliche Energieleistung. Die Folgen:
- Zwei Kinder schliefen, vielleicht künftig traumatisiert
- Die Holzsäger arbeiteten die ganze Nacht, darunter auch ein Beamter
- Eine Ehefrau zog in die Gaststube
- und vier Guichinger konnten nicht schlafen
Mein Fazit: Ich würde niemals in das Viertel der „Säger“ ziehen! Schlafen ist dort nur in einen schallisolierten Raum möglich. Auf ein wiedergutmachendes Bier warten die Nichtschlafenden immer noch!
Früh am nächsten Morgen um ca. 10.00 Uhr startete die sportliche Truppe bei strömendem Regen ihren Abstieg ins Tal. Der Regen war genauso standhaft wie unsere „Säger“ in der Nacht zuvor, er gab nicht auf.
Endlich im Tal angekommen, kam dann die Sonne zum Vorschein, als hätte es nie geregnet.
Danach waren alle so müde, dass nur die Chauffeure den ganzen Weg nach Guiching wach blieben.
Wir hoffen, dass wir eine ähnliche Erlebnistour mit dem Brauchtum noch einmal wiederholen können, denn es war eine Fetzengaudi!!!!!. Nur eine Bitte (kann auch durch eine Unterschriftenaktion in Gilching unterstützt werden), „Säger“ bitte nächstes Jahr ins Nebengebäude!
Text: Thomas Gredinger