Was ist Goaßlschoitzen und wo hat es seinen Ursprung?
Goaßlschnoitzen ist ein alter bayrischer Brauch. Der Name erklärt sich aus der Bezeichnung für die Fuhrmannspeitsche, der Geißel, im bayrischen Dialekt “Goaßl”. Schnoitzen meint das laute und schnelle Krachen oder Knallen der Geisel.
Der Peitschenknall, der als die “schnellste von Hand ausgeführte Bewegung” gilt, entsteht wenn die Spitze, die austauschbare Schmitz´n, durch einen Gegenzug bis auf Schallgeschwindigkeit beschleunigt wird. Dabei entsteht ein Überschallknall.
In früheren Jahrhunderten wurden von vielen Fuhrleuten bei der Einfahrt in Ortschaften oder anderen Gelegenheiten mit der Peitsche geknallt. Nicht zuletzt auch vor gefährlichen Engstellen oder Kurven. Mit der Zeit wurden die Klangfolgen immer ausgefallener um sich von den anderen Fuhrleuten abzusetzen.
Es entstanden bestimmte Schlagarten wie der Vorhandschlag, der Rückhandschlag und der Doppelschlag, später auch die “Triangel”.
Die verschiedenen Schlagarten
- Grundlagen
Die Goaßl wird wie eine liegende 8 geführt. Rechts- bzw. links-Unten wird die Goaßl schlagartig gebremst, was zur Folge hat, dass der hintere Teil der nachlaufenden Schnur den vorderen Teil überholt. Die daraus resultierende Schlaufe nennt man “Sauschwanzerl”. Wenn sich diese Schlaufe nach außen hin immer weiter zuzieht, wird die Spitze dadurch immer schneller. Schließlich erreicht der letzte Teil der Spitze die Schallgeschwindigkeit. Es entsteht ein lauter kurzer Überschallknall. - Vor-/Rückhand
Man kann zwei Arten des Schlagens unterscheiden. Die Vor- und Rückhand. Die Vorhand (vergleichbar mit der Tennis Vorhand) ist der Schlag, bei dem die Handfläche nach vorne bewegt wird. Bei einem Rechtshänder knallt es somit links-unten. Bei der Rückhand zeigt der Handrücken in Schlagrichtung, und der knall entsteht rechts-unten. - Doppelschlag
Der Doppelschlag ist eine Folge von Vor- und Rückhandschlägen. Auf den Vorhandschlag folgt unverzüglich der Rückhandschlag oder umgekehrt. (dag-dag) - Triangel
Der schwierigste Schlag des Schnoitzens ist die “Triangel” (dagdagadag). Dieser Schlag hat mit der normal Vor- oder Rückhand nichts mehr gemein. Das schwierige daran ist, das der Schlag rechts-hinten doppelt schlagen muss.
Wie kam das Schnoitzen nach Gilching?
Man kann wohl sagen, dass das Ganze aus einer „Bierlaune“ entstanden ist.
Der Guichinger Brauchtum lud im Rahmenprogramm des Gilchinger Volksfestes im Jahr 2007 die Goaßlschnoitzer aus Pfaffenhofen ein. Sie haben nicht nur beim restlichen Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sonder auch bei einigen der jetzt aktiven Goaßler. Es wurde quasi noch am Biertisch entschieden, dass wir so was in Gilching unbedingt auch brauchen. Gesagt getan, ein paar Tage später wurden die ersten Goaßln gekauft und die ersten unbeholfenen Versuche wurden in diversen Gärten gestartet. Es kam jedoch recht schnell die Einsicht, dass das ohne einen Profi an der Seite keinen Sinn macht. Durch einen Zufall kamen wir dann auch zu unserem jetzigen Quetscherer, der auch im Goaßln viel Erfahrung besitzt. Seitdem wird wöchentlich trainiert und das Repertoire an verschieden Stücken wächst und wächst. Was man auch noch erwähnen sollte, und was schon etwas besonderes ist, ist die Tatsache das neben neun Männer inzwischen auch drei Mädels zu unserer Gruppe gehören. Trotz der erst recht kurzen Tradition des Schnoitzens in Gilching sind wir doch schon recht viel rumgekommen. Ob Köln, diverse Volksfeste oder Geburtstagsfeiern, überall wurden wir mit Begeisterung empfangen.